Zwei Jahrhundert-Jubiläen in Roßlau: Ein bewegtes Leben und ein klangvoller Rückblick

Zwei Jubiläen, ein Ort, viel Geschichte

Ob bewegte Lebensgeschichte oder gemeinschaftliches Erinnern an ein kulturelles Ereignis – die beiden 100-jährigen Jubiläen in Roßlau zeigen, wie vielfältig Geschichte gelebt und gewürdigt werden kann.

Ein Leben voller Stationen: Alfred Dornburg feiert 100. Geburtstag

Am 2. September besuchte Ortsbürgermeister Laurens Nothdurft den Roßlauer Jubilar Alfred Dornburg zu seinem 100. Geburtstag. Begleitet von musikalischer Umrahmung und gemeinsamen Gesängen überbrachte er die Glückwünsche der Stadt und des Ortschaftsrates – ein berührender Moment für alle Beteiligten.

Herr Dornburg, geboren 1925 in Roßlau, blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück. Seine Ausbildung absolvierte er im Waggonwerk als Schlosser, bevor er 1943 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Zunächst bei der Marine in Holland, später als Infanterist, geriet er in Bleckede an der Elbe in Kriegsgefangenschaft. Zwei Jahre Zwangsarbeit in Belgien folgten, bevor ihm in der britischen Besatzungszone bei Hannover die Flucht in den Osten und damit die Heimkehr gelang.

Zurück in der Heimat arbeitete er ab 1947 im Hydrierwerk Rodleben als Schlosser und Dreher. In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau kennen – eine Heimatvertriebene aus dem Sudetenland. Die Liebesgeschichte begann durch ein Fenster im Notquartier, 1948 wurde geheiratet. Das Paar gründete eine Familie mit drei Kindern, die bis heute in Roßlau leben.

Alfred Dornburg ist bis ins hohe Alter aktiv geblieben. Mit 71 Jahren erwarb er noch seinen Pkw-Führerschein und lebte bis zu seinem 98. Lebensjahr selbstständig. Besonders bekannt ist er in Roßlau für seine Garten-Eisenbahn, die große Anerkennung fand und vielen Besucherinnen und Besuchern Freude bereitete.

Sein Geburtstag wurde im „Haus an der Rossel“ unter der Leitung von Rainer Körner liebevoll gestaltet. Das Highlight: eine detailgetreue Modelleisenbahn in Spurweite TT, samt DDR-Diesellok der Reihe V 100 – ganz nach dem Geschmack des Geburtstagskindes. Auch MZ-Fotoreporter und Ex-Lokführer Thomas Ruttke fand sich unter den Gästen ein und erinnerte sich gemeinsam mit Herrn Dornburg an die Blütezeiten des Roßlauer Güterverkehrs.

100 Jahre Glocken für St. Marien

Nur wenige Tage zuvor, am 31. August, jährte sich ein weiteres bedeutendes Ereignis zum hundertsten Mal: die feierliche Einholung der neuen Kirchenglocken für die Stadtkirche St. Marien im Jahr 1925.

(Glockenweihe 31.08.1925- Roßlau in Erwartung der Glocke – Copyright: Horst Blaschke)

Die Glocken, gegossen von der renommierten Hofglockengießerei Franz Schilling & Söhne in Apolda, wurden damals unter großer öffentlicher Anteilnahme empfangen. Tausende Roßlauer versammelten sich auf dem Friedrichsplatz (heute Anhaltiner Platz), um den Glockentransport festlich zur Kirche zu begleiten – ein Bild, das sich tief ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt hat.

Ein historisches Foto dieses Tages diente 2015 als zentrales Motiv der Sonderausstellung „800 Jahre Roßlau (Elbe)“ und ziert bis heute den Einband des zugehörigen Bildbandes. Die Glocken selbst sind bis heute Teil des klanglichen Alltags der Stadt und ein Symbol für Beständigkeit und Zusammenhalt.

(Einholung der Glocken 31.08.1925 – Copyright: AG Heimatkunde Roßlau)

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