Ein Abend voller Geschichte: Vortrag zur anhaltischen Fahrgastschifffahrt im Schifffahrtsmuseum Roßlau

Am 16.09.2025 fand im Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Roßlau in der Clara-Zetkin-Straße 30 eine gemeinsame Veranstaltung des Vereins für Anhaltische Landeskunde (VAL), Regionalgruppe Zerbst, der AG Heimatgeschichte Roßlau und des Roßlauer Schiffervereins 1847 e. V. statt. Im Mittelpunkt stand der Vortrag von Ralf Tüllner über „Die anhaltische Fahrgastschifffahrt um 1900“.

Den Abend eröffnete Dieter Herrmann, Leiter des Schifffahrtsmuseums, mit einleitenden Grußworten. Anschließend begrüßte Oberbürgermeister a. D. Klemens Koschig, Vorsitzender der AG Heimatgeschichte, die zahlreich erschienenen Gäste. Leider musste er mit einer traurigen Nachricht beginnen: Eine der traditionsreichen Roßlauer Litfaßsäulen sei ohne triftigen Grund abgerissen worden – obwohl sie im kommenden Jahr ihren 100. Geburtstag hätte feiern können. Noch vor kurzem hatten Schüler des Liborius-Gymnasiums sie für dieses Jubiläum liebevoll hergerichtet. Umso unverständlicher erschien es, dass die Säule plötzlich als einsturzgefährdet eingestuft wurde. Herr Koschig kritisierte diesen Umgang mit dem historischen Erbe der Stadt und betonte, dass solche Entscheidungen auch die Motivation der jungen Generation gefährden.

Im Anschluss übergab er das Wort an Ralf Tüllner, der die Zuhörer mit den Worten „Liebe Flussliebhaber, liebe Elbbegeisterte“ in seinen Vortrag einführte. In den folgenden 45 Minuten nahm er das Publikum mit auf eine lebendige Reise in die Zeit um 1900, als die Fahrgastschifffahrt auf der anhaltischen Elbe eine Blütezeit erlebte.

Man erfuhr, dass zahlreiche Ausflugslokale entlang der Elbe mit Dampfschiffen erreicht wurden – zu Tanzveranstaltungen, zur Sommerfrische oder zur geselligen Einkehr. Tüllner stellte die einzelnen Gaststätten mit eindrucksvollen Bildern vor und bereicherte seinen Vortrag mit Anekdoten und Hintergrundwissen über deren Besitzer sowie über das damalige Lebensgefühl.

Besonders spannend waren die technischen Details: So stammt der Begriff „Schiffbrücke“ ursprünglich von den alten Schaufelraddampfern, die zwischen den beiden Schaufelrädern eine einfache Holzbrücke hatten. Dort stand der Kapitän und gab die Steuerbefehle an den Steuermann am Heck weiter.

Auch die Dimensionen beeindruckten: Manche Gasthöfe bewirteten bis zu 400 Gäste pro Schiff, nicht nur an Wochenenden, sondern auch an Feiertagen und zu besonderen Anlässen, eine Vorstellung, die in Zeiten von Handy und Internet beinahe unglaublich wirkt.

Damals war die Elbregion bereits eine beliebte Touristenattraktion. Immerhin laden einige der alten Ausflugslokale an der Elbe auch heute noch Gäste ein, wenngleich kaum noch Gäste per Schiff anlegen und einkehren. Es wäre sicher zu wünschen, dass ein wenig von diesem einstigen Glanz wieder aufleben möge.

Nach dem Vortrag dankte Herr Koschig dem Referenten und verabschiedete die Gäste. Die Mitglieder der AG Heimatgeschichte blieben im Anschluss noch zur traditionellen „Quasselecke“ beisammen.

An dieser Stelle möchten wir die Werbetrommel rühren. Sollten wir Interesse an der Arbeit der „AG Heimatgeschichte“ geweckt haben. Kommt gern vorbei. Die Termine unserer Vereinstreffen stehen hier immer aktuell im Kalender

Zum Schluss sei auch Gerald Schmidt ein Dank ausgesprochen: Durch die Bereitstellung einiger Roßlauer Ansichtskarten konnte die Rubrik „Roßlau in alten Ansichten“ erweitert werden.

Alles in allem war es ein gelungener Abend in besonderem Ambiente, der nicht nur historisches Wissen vermittelte, sondern auch Lust machte, die Schifffahrts- und Ausflugskultur unserer Region neu zu entdecken.

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